Kindertagesstätte Oranienburg-Eden

Kindertagesstätte Oranienburg-Eden

D-16515 Oranienburg-Eden, 2002

In der Siedlung der Obstbaugenossenschaft Eden in Oranienburg, nördlich von Berlin, entstand 2002 eine 870 m² große Kindertagesstätte mit 4 Gruppenräumen, einem Hort und einer Mehrzweckhalle in konsequent ökologischer Bauweise. Holz und Lehm sind die prägenden Baumaterialien. Die Kuppel über der Mehrzweckhalle ist mit 11 m lichter Spannweite und 6,80 m lichter Höhe die größte bisher gebaute Lehmkuppel in Deutschland.

Die Gruppenräume, symmetrisch um die zentrale Mehrzweckhalle angeordnet, sind in zwei Zonen gegliedert, in eine für Bewegungsspiele und eine für ruhige Aktivitäten. Vorgelagert vor jedem Gruppenraum ist der Eingangsbereich mit Garderobe, Wasch- und WC‑Bereich, mit separatem Ausgang zum Spiel­hof. So bildet jede Gruppe eine abgeschlossene Einheit. Diese wird durch die Farbgebung und das von der Gruppe gewählte Symbol gekennzeichnet.

Die 111 m² große Vielzweckhalle dient Musik- und Theateraufführungen, Ausstellungen und Vortragsveranstaltungen. Die Halle ist um 50 cm gegenüber dem Umgang abgesenkt und von acht bogenförmigen Öffnungen begrenzt, welche die Möglichkeit bieten, dass der sich dahinter befindende Umgang als Bühne und als erweiterter Zuschauerraum genutzt werden kann.

Überdeckt ist die Halle mit einer fast 7 m hohen Lehmkuppel, die aus speziellen 36 cm Akustik-Lehmsteinen ohne Schalung mit Hilfe einer Rotationslehre errichtet wurde. Diese vom Forschungslabor für Experimentelles Bauen der Universität Kassel entwickelte Rotationslehre ermöglicht ein genaues Setzen der Lehmsteine in einer statisch optimierten Rotationsgeo­metrie, welche die Kräfte der Kuppel nach unten in die Fundamente ableitet, ohne dass Ringzug- oder Ringdruckkräfte entstehen. Außerdem ermöglicht die Lehre, dass die Lehm­steine jeweils um 20° weniger geneigt sind, als ihre Lage senkrecht zur Kuppelkrümmung ergeben würde. Dadurch kragt der untere Teil der Lehmsteine um ca. 3 cm aus, was einen positiven akustischen Effekt ergibt: Ein von der Raummitte ausgehender Schall wird nicht in die Mitte zurückreflektiert.

Abgedeckt ist das Gebäude mit einem Grün­dach, das im Sommer bei starker Sonneneinstrahlung einen angenehmen Kühleffekt ergibt, bei kühlem Wetter und nachts aber die Wärmeabstrahlung stark verringert und den Wind vom Dach abhält. So kann viel Heizenergie gespart werden. Bei heißen Sommertagen steigt die Innenraumtemperatur nicht über 26°, vorausgesetzt es wird zur richtigen Zeit gelüftet.

Alle Wände bestehen aus geschosshohen 1 m breiten vorgefertigten Holzrahmen. Die Außenwände sind innen zweilagig mit Holzbrettern und außen durch eine Holzweichfaserplatte beplankt, der Zwischenraum (20 cm) ist mit Zellu­lose­flocken gefüllt. Die Innenwände sind mit Lehmsteinen ausgemauert. Auf der Innenseite der Außenwände sind 2 cm dicke Lehmplatten (System: casadobe) aufgeschraubt, die mit einem dünnen Lehmfeinputz überzogen wurden.

Die Heizung erfolgt über eine Nahwärmeversorgung von einer Holzhackschnitzel-Feuerungsanlage.

Das Regenwasser wird nicht in die Kanalisation geleitet, sondern auf dem Gelände in einer Mulde zurückgehalten und versickert.

Durch die kompakte Bauweise konnte ohne erhöhten Kostenaufwand der Niedrigenergie-Standard erreicht werden.

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