Yin-Yang-Haus, Potsdam

Yin-Yang-Haus

D-14482 Potsdam, 2007

Eine gewaltige Stampflehmwand durchdringt das Yin-Yang-Haus in Potsdam-Babelsberg als monolithisches Wandbauteil vom Keller bis zum Dachgeschoss. Als Treppenhauswand schiebt sich das Bauwerk durch drei Deckenöffnungen. Gleich am Eingangsbereich des Gebäudes wird der Besucher von der rund 40 to schweren und 11,30 m hohen, in drei verschiedene Radien gebogenen, fast 6 m langen und 0,36 m dicken Lehmwand begrüßt.

Grundrisse
Grundrisse

Durch die großen Treppenhausöffnungen der Betondecken bleibt die Stampflehmwand auf ihrer Vorderseite im Ganzen erkennbar. Das wuchtige Erdbauwerk erhält eine Dominanz als „Seele“ des Gebäudes und sorgt zugleich als „Klimawand“ für mehr Wohngesundheit.

Die dem Wandverlauf folgenden, mit weißem Lehmfinish verputzten Wandverlängerungen in Leichtbauweise mit ihren raumhoch integrierten Türen trennen die rückseitigen Arbeits-, Wohn- und Funktionsräume vom Treppenhaus. „Adern“ aus gelben, weißen und roten Lehmmischungen durchziehen die hellgraue Stampflehmmasse.

Die Wand wurde in sechs Wochen realer Bauzeit in drei Bauphasen mit Hilfe einer innenseitig an Stahlseilen höher wandernden Gleitschalung und rückseitig mit etagenhohen Spezialschalungen bei regelmäßiger Kontrolle von Druckfestigkeit, Schwindmaß und Wandfeuchte im Wohngebäude errichtet.

Funktionalität ist im modernen Stampflehmbau von großer Bedeutung. Es werden keine Denkmäler gewünscht, sondern Bauteile, die sich sinnvoll ergänzend in die Architektur des Gebäudes einfügen und für die Bewohner vom Nutzen sind. In die Wand wurden im 2. OG und im 3. OG rückseitig Wandheizungsrohre senkrecht als Wandheizung für die angrenzenden Duschräume mit eingestampft. Den oberen Wandabschluss bildet eine mit weißem Lehmputz verputzte Wandverlängerung, welche die Öffnung zwischen Wand und Dachunterseite schließt. Als wohltuend, beschützend und beruhigend beschreiben die Bewohner diesen Teil der Wand.

Die Architektur des Hauses hat die Potsdamer Architektin, Andrea Schmidt, wie folgt beschrieben: „Betritt man das fertige Gebäude, erhält man Zugang zur Lebensphilosophie des Bauherrn. Man erlebt Räume, die durch ihre Offenheit eine erfrischende Großzügigkeit ausstrahlen. Moderne Architektur sorgt durch ihre Proportionen für Harmonie und lässt ein Spiel von Materialien, Licht, Leichtigkeit und Transparenz entstehen. Die Grundrissplanung sieht Schlafplätze außerhalb der Strahlungsreichweite der Wasserader vor. Um den Energiefluss des Kraftpunktes ‚Ausdehnung‘ zu unterstützen, wurde durch die Anordnung einer gegenläufigen doppelten Galerie in Form des Ying und Yang Symbols das Gebäude bis unter die Dachspitze freigehalten. Im Bereich der Galerien befindet sich der Wohnbereich der Familie, der durch eine Stufe tiefer in die Erde versinkt. In diesem Bereich befindet sich auch der Feuerplatz.“

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